In Ägypten wird Tee am liebsten stark, süss und ohne Milch getrunken. Ob bei den Wüstenbewohnern oder in der Hauptstadt Kairo. Dort findet sich an jeder Ecke eine Teestube.
Leuchtend roter Hibiskustee (Karkadeh) wird in Ägypten schon seit langer Zeit getrunken. Er wird hauptsächlich heiss, aber auch kalt mir Zuckerrohrsaft serviert.
Weitere beliebte Sorten in Ägypten sind: Malve-Tee (säuerlich fruchtiges Aroma), Süssholzwurzeltee, Tamarinde oder Dompalme. Der schwarze Tee, den die Engländer nach Ägypten brachten, wird mit einem Zweig Nanah-Minze aufgebrüht und ist sehr erfrischend. Zum Tee gibt’s Süssigkeiten und Lupinenkerne.
China
Die Wiege des Tees
Es wird vermutet, dass in der chinesischen Teeprovinz Yünnan, die unweit vom indischen Assam liegt, die ersten wilden Teepflanzen wuchsen. Die Chinesen glauben auch heute noch daran, dass die Götter den Tee auf die Erde gebracht haben. Ihre Tee-Zeremonie, Gong Fu Cha, was soviel wie „der komplizierte Weg“ bedeutet, ist die hohe Kunst des Teetrinkens.
Ähnlich wie beim Japanischen Teeritual ist der ganze Ablauf, von der Begrüssung und Platzierung der Gäste, über das Ausspülen der Kanne und der Teeschalen, bis hin zur Zubereitung, bis ins Detail vorgegeben. Es wird ein spezieller Tee, ein Oolong-Tee, verwendet. Dieser muss zuerst „geweckt“ werden. Er wird dazu drei „Atemzüge“ lang angebrüht, und das kochende Wasser sogleich wieder abgegossen. Der Tee wird in einer komplizierten Choreographie mehrmals zwischen speziellen Duftbechern und der Teekanne hin und her gegossen, bis er schliesslich an die Gäste gereicht wird. Für den Chinesen ist das Teetrinken Meditation, Philosophie und geistige Reinigung zugleich.
China bietet eine riesige Auswahl an speziellen Grüntees. Nur ein kleiner Teil des geernteten Tees wird vermentiert und in China als roter Tee angeboten. Weltbekannt ist der Keemun-Tee aus der Provinz Anhuj. Mit seinem vollen, runden, fruchtig süssen Geschmack gilt er als die Krönung der chinesischen Schwarztee-Kunst. Der halbvermentierte Oolong-Tee, bzw. Wulong Tee (Schwarzer Drache) welcher auch in Taiwan hergestellt wird, eignet sich sehr gut als Abend-Tee, da er nur wenig Koffein enthält. Bei der Herstellung wird die Fermentation vorzeitig abgebrochen, so dass die Blätter nur am Rand fermentieren.
Zur Teezubereitung verwendet man in China weder Teesieb noch Teebeutel. Das heisse Wasser wird direkt auf den losen Tee gegossen. Zum Teil wird der Tee direkt in der Tasse aufgegossen, wo die unzerkleinerten Blätter nach einiger Zeit zu Boden sinken.
In den chinesischen Anbaugebieten regnet es zwar weniger als z.B. in Indien, der Regen ist aber gleichmässiger übers Jahr verteilt. Viele der Pflanzungen sind an Berghängen angesiedelt, an welchen es oft Nebel hat, so dass die Blätter viel Feuchtigkeit bekommen. Jasmin-, Rosen- oder Lichee-Tee werden nur in China produziert. Made in China
England
Die Tee Nation Nr.1
Katharina von Braganca, die portugiesische Ehefrau des Karl II. (1660-1685), brachte als Teil ihrer Mitgift die indische Stadt Bombay mit in die Ehe. Da sie den Tee liebte und auch in grossen Mengen genoss, wurde mit ihr die „tea time“ in höfischen Kreisen Mode.
Heute ist das Teeritual in England stark in die kulturellen Gepflogenheiten eingebunden. Der Tag beginnt traditionell mit einem „early morning tea“ und endet mit dem „high tea“ zum Nachtessen. Beim 5 Uhr Tee wird ein starker Tee zubereitet, welcher mit frischer Milch serviert wird. Wichtig dabei ist, dass die Milch zuerst in die Tasse gegossen wird, der Tee zugegossen und nach Bedarf gesüsst wird. Zum Tee gibt’s Sandwiches und Kekse.
Trotz Konkurrenz von Kaffee und Erfrischungsgetränken ist Tee noch immer das Lieblingsgetränk der Briten. Sie trinken pro Tag ca. 171 Millionen Tassen, was sie zur Tee-Nation Nr. 1 macht.
Frankreich
Ab 1636 wurde in Frankreich vor allem in der herrschenden Klasse Tee getrunken. Er wurde in erster Linie wegen seiner medizinischen Eigenschaften getrunken. Der Tee wurde zusammen mit anderen Arzneien in Apotheken verkauft.
Ludwig XIV. trank den Tee wegen dessen verdauungsfördernden Eigenschaften.
Indien
Grösster Teeproduzent der Welt
Tee ist das Nationalgetränk von Indien. Der Tee wird mit Wasser, Milch und Gewürzen aufgekocht, oder auf die englische Art serviert. An vielen Strassenständen wird starker Tee mit Zucker verkauft.
In Assam, einem Staat in Nordost-Indien, befindet sich das mit 230.000 ha Anbaufläche grösste zusammenhängende Anbaugebiet der Welt. Der dort geerntete Tee ist besonders kräftig. Nordwestlich von Assam, auf einer Vorkette des östlichen Himalayas, liegt die Stadt Darjeeling. Die besten Teesorten Indiens kommen aus dieser Gegend. Weitere Tee-Anbaugebiete in Indien sind Dooars und Terai im Norden sowie im Süden Nilgiris und Kerala.
Die Teeproduktion in Indien ist die grösste der Welt. Pro Jahr werden ca. 900'000 Tonnen Tee geerntet. Die indischen Tees sind in der Regel nicht aromatisiert. Während der Tee aus der ersten Ernte von März bis April ein sehr delikates Aroma nach Muskat oder grünen Mandeln aufweist, verändert sich der Geschmack des im Sommer gepflückten Tees zu einem fruchtig reifen und im Herbst zu einem sehr kräftigen Aroma.
Made in Indien
Indonesien
Vulkanische Böden und tropisches Klima
Die Insel Java, die kleinere der Großen Sundainseln, bietet durch ihr tropisches Klima und die vulkanischen Böden ideale Voraussetzungen für den Teeanbau.
Auch die Insel Sumatra, die am Äquator liegt, ist optimal für die Teekultivierung geeignet. Die Plantagen sind im Gebiet des ursprünglichen tropischen Regenwaldes angesiedelt. Auch hier sind die Böden vulkanischen Ursprungs. Es gibt sogar noch aktive Vulkane auf Sumatra.
Etwa zwölf Prozent der europäischen Importe stammen aus Sumatra und Java.
Japan
Tee als Bestandteil alter Traditionen
In Japan wird nach wie vor grüner Tee bevorzugt. Seit einigen Jahren haben aber auch viele Japaner begonnen, schwarzen Tee mit Milch zu trinken. In Japan wird jährlich ca. 85'000 Tonnen Tee produziert, von welchem nur ein geringer Anteil exportiert wird.
Die in Japan praktizierte Teezeremonie (Chanoyu), ein uraltes Ritual zur Ruhe und Einheit mit der Natur, die das Teetrinken bis zum letzten Detail beschreibt, entwickelte sich aus dem chinesischen Tee-Ritual der ZEN-Buddhisten. Alle Handgriffe der Zubereitung sind seit hunderten von Jahren festgelegt und werden in genauer Weise vom Lehrer auf den Schüler weitergegeben. Wichtig dabei ist die Harmonie.
Die Zeremonie findet in einem schlichten Teeraum, welcher nur mit Reismatten ausgelegt ist, statt. Der Teemeister erscheint erst, wenn alle Gäste anwesend sind. Getrunken wird ein pulverisierter Grüner Tee (Matcha), welcher vom Teemeister mittels eines Bambusbesens schaumig gerührt wird. Der Tee wird vom Meister den Gästen entsprechend ihrer Rangordnung gereicht. Die Gäste nehmen langsam drei Schluck Tee, wischen die Schale mit einem weissen Tuch ab und reichen sie weiter an den nächsten Gast.
Die japanische Bezeichnung für Teezeremonie bedeutet eigentlich Teeweg (CHA-DO). Die vier Grundsätze des Teewegs hat der Teemeister Rikyu (1522-1591) so beschrieben:
Wa – Harmonie des Menschen mit sich und der Natur
Kei – Hochachtung, Ehrfurcht und Respekt zwischen den Menschen und allen Dingen
Sei – Reinheit, Sauberkeit, Ordnung der Dinge und des Herzens
Jaku – Innere Stille und heitere Gelassenheit
Die Regeln des Zen Buddhismus, die auf der intuitiven Suche nach dem Wesen des Wirklichen gründen, gewährten den Teemeistern den Raum, in dem sie die Ästhetik des Tees entwickeln konnten. Die Prinzipien des Chados, nach denen der Tee bereitet wird, bilden ein Ritual, welches entstand, um das Bedürfnis der Menschen nach innerer Ruhe zu erfüllen. Made in Japan
Kenia
Tee gehört zum Altag
Von der ca. 400km langen Küste am Indischen Ozean steigt das Land nordwestlich bis auf 2000 Meter an. Dort liegt ein Hochland mit fruchtbaren vulkanischen Böden. Überragt wird das Hochland im südlichen Teil vom Aberdare-Gebirge, welches den Ostrand der Ostafrikanischen Grabens bildet, an dessen beiden Seiten die grossen Teeplantagen Kenias liegen. Von den pro Jahr geernteten ca. 280'000 Tonnen wird der grösste Teil exportiert.
Es handelt sich dabei ausschliesslich um Schwarztee, welcher nebst Tourismus und Export von Blumen zur Haupteinnahmequelle des Landes zählt. In Afrika gibt es allerdings noch weitere Anbaugebiete wie z.B. Malawi, Tansania, Mozambique oder Simbabwe.
Es wird in Kenia mehr Tee als Wasser getrunken. Das Wasser wird über einem offenen Feuer in einem Aluminiumtopf erhitzt und der Tee in einer Thermoskanne aufbewahrt. Der Genuss von Grün- sowie Schwarztees gehört in Kenia zum Alltag. Made in Afrika
Marokko
Es heisst, dass Marokko sein Wesen nur jenen offenbart, die sich Zeit nehmen, Wasser zu schöpfen, und eine Tasse Tee aufzugiessen.
Ein kräftiger Grüntee und vor allem der Pfefferminztee werden gerne und auch oft getrunken. Aufgekocht wird er mit viel Zucker in einer Silberkanne auf dem offenen Feuer und mit Nanaminze in hohen farbigen Gläsern serviert. Das Service, bestehend aus Tablett, Gläsern und der Kanne, symbolisiert Erde, Sonne und Mond. Um die Elemente des Universums zu vereinen, muss der Tee in hohem Bogen in die Gläser gegossen werden. Marokko hat, abgesehen von den asiatischen Ländern, den grössten Grüntee-Verbrauch.
Eingeführt wurde der Tee erst während des Krimkrieges im Jahre 1854. Britische Händler, die neue Absatzmärkte für ihre Ware suchten, brachten das Getränk nach Marokko, wo es mit grosser Begeisterung aufgenommen wurde.
Made in Afrika
Ostfriesland
In Ostfriesland gehört das Trinken von Tee seit mehr als 300 Jahren zu einem täglichen Ritual.
Mit ihrem durchschnittlichen Verbrauch (ca. 3 kg pro Jahr) liegen sie hinter den Engländern auf Platz 2 der Weltrangliste. Ihr enormer Teeverbrauch hat sogar dazu geführt, dass sie in der deutschen Teestatistik nicht berücksichtigt werden, um diese nicht zu verfälschen.
Bei ihrem „Teeritual“ von zehn bis zwölf Uhr vormittags und von 15-16 Uhr nachmittags gönnen sich die Ostfriesen gerne zwei, drei Tassen Tee. Er wird mit Kandiszucker (Kluntje) gesüsst und mit etwas ungeschlagener, besonders fetthaltiger Sahne verfeinert. Die Wulkje (Sahnewolke) muss in der Tasse schweben. Getrunken wird der Tee ohne ihn vorher umzurühren, zuerst das Sahnehäubchen, dann den herben Tee und zu Schluss den gesüssten Tee vom Boden.
Für die berühmten Ostfriesen-Mischungen werden starke aromatische Assam-Tees bevorzugt.
Falls sie einmal in Ostfriesland zu Gast sind, sollten sie darauf achten, dass ihnen solange Tee nachgeschenkt wird, bis sie den Löffel in die Tasse legen.
Russland
In Russland wird der Tee normalerweise ohne Milch und aus Gläsern getrunken. Typischerweise bereitet der Russe seinen Tee in einem Samowar (Selbstkocher) zu.
Jeder Samowar hat einen grossen „Bauch“, welcher mit Wasser gefüllt wird. Das Gerät wird mit glühender Holzkohle erhitzt, die in eine spezielle Heizröhre gegeben wird. Modernere Geräte werden allerdings mit Strom beheizt. Die Teekanne mit dem Tee-Extrakt wird oben auf dem Samowar platziert. Das Wasser im Bauch des Gerätes wird auf dem Siedepunkt gehalten, während der aufsteigende Dampf das Teeextrakt warm hält. Für eine Tasse Tee wird jeweils 1 Teil Extrakt mit 2-3 Teilen heißem Wasser verdünnt. Es kann so über einen längeren Zeitraum heisser Tee genossen werden.
Der Samowar sowie der Tee wurden höchstwahrscheinlich von den Mongolen im 17. Jahrhundert bei deren Eroberungszügen mitgebracht. Auch in Persien, Afghanistan, Pakistan und Nordindien ist der Samowar sehr verbreitet. Um einen Liter Tee-Extrakt (Tscheinik) zu erhalten, werden 15 bis 20 Teelöffel Teemischung mit einem Liter kochendem Wasser übergossen. Den Tee lässt man drei Minuten ziehen und giesst ihn in die Teekanne.
Die grossen Teeplantagen in Georgien reichen bei weitem nicht aus um den russischen Teebedarf zu decken. Schon früh wurde Tee aus China, später auch aus Cylon und Indien importiert. Da der Tee anfangs sehr teuer war, brauchte man ihn vor allem als Heilpflanze und als Aufputschmittel für die langen Messen. Tee als Genussmittel wurde hauptsächlich von der Moskauer Elite getrunken. Erst mit der Zeit wandelte er sich zum Volksgetränk.
Der „Russische Tee“ definiert sich als kräftige Mischung, mit leichtem Raucharoma, aus robustem Assam Broken Pekoe.
Traditionell gibt’s zum Tee Zucker, Zitrone, Zimt, Konfitüre und „Warenije“, das sind eingekochte Sirupfrüchte. Man legt sie ins Glas oder gleich in den Mund und nimmt einen kräftigen Schluck Tee. Insbesondere im Sommer auf dem Lande wird Tee in Russland bevorzugt draußen im Freien getrunken.
Der durchschnittliche pro Kopfverbrauch liegt bei ca. 900g.
Sri Lanka / Ceylon
Im ehemaligen Ceylon gilt der Tee als wichtigster Export-Artikel. Sri Lanka ist der zweitgrößte Tee-Exporteur der Welt. Pro Jahr werden 300'000 Tonnen vor allem schwarzer Tee produziert. Dieser ist bekannt für seine intensive Farbe und seinen kräftigen Geschmack.
Etwa 29 Prozent der Fläche Sri Lankas werden landwirtschaftlich genutzt, davon rund zwölf Prozent für den Teeanbau. Die „high grown“ Klasse wird in den besten Teegärten, im Hochland, oberhalb 1200 Meter über Meer geerntet. In Lagen zwischen 600 und 1200 Metern entsteht der „middlegrown“ und darunter der „lowgrown“ Tee. Im Gebiet um Nuware Eliya auf 2000 Metern Höhe wächst einer der besten Cylon Tees.
Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wurde in Sri Lanka vor allem Kaffee angebaut. Zu dieser Zeit, als die Briten die Macht übernahmen, wurde der grösste Teil der Kaffeplantagen durch einen Schädling zerstört. Die Briten beschlossen daraufhin Tee anzubauen. Made in Ceylon
Türkei
Der Türke trinkt den Tee gerne stark und mit viel Zucker. Er muss „rot wie Kaninchenblut“ sein. Wie auch in Russland wird das Getränk in einem Samowar zubereitet und in Gläsern serviert. Als Beilagen gibt’s Pistazienkonfekt, Bakhlava (in Blätterteig gefüllte zermahlene Nüsse mit Honig) oder Basbousa, ein Honigkuchen mit Nüssen. In den Teestuben, zu denen allerdings nur Männer Zutritt haben, sitzt man stundenlang zusammen, diskutiert oder vergnügt sich mit Brettspielen.
In den Plantagen an der Schwarzmeerküste erntet man jährlich bis zu 180'000 Tonnen vorwiegend schwarzen Tees. Dieser wird zum grössten Teil im Land selber getrunken.
Länder wie Afghanistan, Iran, Usbekistan oder auch Kirgistan wurden von der türkischen Teekultur stark beeinflusst.
USA
Ausgelöst durch das wachsende Gesundheitsbewustsein wird in den USA, die als kaffetrinkende Nation gelten, vermehrt auch Tee getrunken. Der Eistee, eine mittlerweile weltweit bekannte Art der Teezubereitung, wurde 1904 vom Teehändler Richard Blechynden erfunden. Eines heissen Tages versetzte dieser seinen Tee mit ein paar Eiswürfeln, Zucker und Zitrone. Eistee gehört zu den beliebtesten Getränken in den USA. Leider wird der Eistee heutzutage kaum mehr selber zubereitet, sondern wird aus einem süss- und aromastoffhaltigen Pulver aufgegossen.
Informationen zur „Boston Tea Party“, dem geschichtlichen Ereignis, welches zum Startschuss der amerikanischen Unabhängigkeit wurde, erhalten sie im Kapitel „Die Geschichte des Tees“.